Es fließt durchs Farbspektrum von Rosenrot bis Himmelblau. Es gießt sich täglich in die neue Form des Tages. Es genießt, was eben grade kommt und auch was nicht. ***
Der frühe Sonntagmorgen beginnt schon frostig und bitterkalt und das Lied, das in mir singt, gewinnt rauchig an Gestalt. Es schwebt davon und konkurriert mit dem Nebel im kahlen Geäst. Und dort am schwarzen Ast vibriert es und hängt noch länger fest. Doch die Sonne löst bald den Schleier, mein Gesang – erst sichtbar geworden- vergeht nun und fliegt immer freier in den sich entfaltenden Morgen. ***
Da schlägt noch ein Herz in der verbrannten Kruste. Obwohl an der Oberfläche alles Leben weichen musste. Geschunden, verwundet, vernarbt & verbrannt. Jetzt wirkst du schroff, die glatte Hülle verschwand. Unter deiner rauhen Schale ähnelst du dir mehr und mehr. Das Feuer stärkt, wenn es innen nach außen kehrt. ***
Hebe deinen Blick empor, einsame Wanderin, vom Grau des Asphalts lass ihn wandern in den Himmel & warte einfach bis dich was findet, sich aus Licht & Tau geboren in deine Gedanken windet. Es muss nicht immer ein Regenbogen sein. Auch ein Vogelstimmchen trägt Glück in dich hinein. Eine nickende Blüte könnte dich ermuntern, eine Wolke in Herzform dich nicht mehr verwundern. ***
Wie fühlt es sich an, ich zu sein. Manchmal ist es nicht so fein. Solange ich noch fliegen kann, kommt es darauf nicht so an. Es spielt dabei so keine Rolle, dass ich nicht flieg wie man so solle. Dass ich ja nur herunter falle, doch anders als die andern alle leuchte ich dabei in Rot, Grün, Gelb. Ich bin nicht nur ein Blatt das fällt. Ich bin etwas, das Farben sprüht, etwas, das seine Narben liebt. Ich weiß, das wird dann ganz egal- doch jetzt noch kann mich das echt mal- wenn ich erst zum Erliegen komm. Bis dahin komme ich davon. ***
Ich erwisch dich den dritten Abend dabei, mit ´´´ ner Rose vor meinem Haus zu stehen. Bin heut nicht dornig, nur romantisch, seh ein paar Träume vorüber wehen. Ich seh dich kommen, ich renn auf dich zu, doch du blickst kalt an mir herunter. Nur Wärme für die Rose hast du und gleichgültig geht die Sonne unter. ***
So wie meine Augen gebannt von dir sind, so sprüht dein Leuchten verwirrendes Feuer. Als deine Wirkung auf mich beginnt, fühlt ich mich als sei mein Blut erneuert. Dein Gift hat diese berauschende Wirkung. Am Anfang war es nur leicht erregend. In einer Trance mit eindeutiger Stärkung mich durch Orte und Zeiten bewegend, beginn ich zu sehnen dich wieder zu sehen. Während du dich meinem Griff entwindest, kannst du mir doch nie verloren gehen, wenn du wieder in die Ferne entschwindest. ***
Es begab sich zum Herbstanfang dass mir ein Fabelwesen erschien und es sah mir in die Augen „Komm ich führ dich, folg mir dahin!“ Und da es mir lieblich dünkte, dies fellige Kuscheltier, lief ich ihm freudig nach und guck, das fand ich hier: Durch gelb und rot gefallenes Laub auf der immer noch grünen Wiese waren Pilze aus dem Boden gebrochen, so bunt. Schau, es waren diese. ***
Die Klarheit des Wassers ist von Gewächsen durchzogen, die den Blick verstellen auf das dritte Wesen, dessen rote Farbe doch deutlich zu rufen scheint: Ich bin hier, warum suchst du mich nicht? Und eine Muschel schließt sich und eine Blume erblüht und die Eltern schwimmen in die andere Richtung davon und bringen sich selbst in Sicherheit. ***
Vom Glück zum Abgrund ist nur ein Katzensprung. Auf der langen Suche nach deiner Seele kam ich an etwas vorbei. Etwas Flüchtigem, das mich eine Frage stellen lässt. Welche Farbe hat deine Seele? Ist sie bunt oder grau? ***