Wenn du siehts und hörst, was keiner sieht und hört, oder du magst das Wetter jetzt kalt, wenn du plötzlich ersehnst, was andere stört, dann bist du vielleicht verknallt.
Die tristen Blätter am Boden, ihrer Farben beraubt, scheinen den Übrigen hinüber und alt. Raffst du neuerdings an dich gefallenes Laub, dann bist du vielleicht verknallt. ***
Ich erwisch dich den dritten Abend dabei, mit ´´´ ner Rose vor meinem Haus zu stehen. Bin heut nicht dornig, nur romantisch, seh ein paar Träume vorüber wehen. Ich seh dich kommen, ich renn auf dich zu, doch du blickst kalt an mir herunter. Nur Wärme für die Rose hast du und gleichgültig geht die Sonne unter. ***
So wie meine Augen gebannt von dir sind, so sprüht dein Leuchten verwirrendes Feuer. Als deine Wirkung auf mich beginnt, fühlt ich mich als sei mein Blut erneuert. Dein Gift hat diese berauschende Wirkung. Am Anfang war es nur leicht erregend. In einer Trance mit eindeutiger Stärkung mich durch Orte und Zeiten bewegend, beginn ich zu sehnen dich wieder zu sehen. Während du dich meinem Griff entwindest, kannst du mir doch nie verloren gehen, wenn du wieder in die Ferne entschwindest. ***
Es begab sich zum Herbstanfang dass mir ein Fabelwesen erschien und es sah mir in die Augen „Komm ich führ dich, folg mir dahin!“ Und da es mir lieblich dünkte, dies fellige Kuscheltier, lief ich ihm freudig nach und guck, das fand ich hier: Durch gelb und rot gefallenes Laub auf der immer noch grünen Wiese waren Pilze aus dem Boden gebrochen, so bunt. Schau, es waren diese. ***
Die Klarheit des Wassers ist von Gewächsen durchzogen, die den Blick verstellen auf das dritte Wesen, dessen rote Farbe doch deutlich zu rufen scheint: Ich bin hier, warum suchst du mich nicht? Und eine Muschel schließt sich und eine Blume erblüht und die Eltern schwimmen in die andere Richtung davon und bringen sich selbst in Sicherheit. ***
Verhüllt, doch nicht versteckt lichte Dunkelheit um mich herum, erfüllt von den Spuren der Sterne fühl ich mich allein und doch so leicht, wie Mondschimmer von Ferne. ***
Vom Glück zum Abgrund ist nur ein Katzensprung. Auf der langen Suche nach deiner Seele kam ich an etwas vorbei. Etwas Flüchtigem, das mich eine Frage stellen lässt. Welche Farbe hat deine Seele? Ist sie bunt oder grau? ***
In der Dunkelheit der Tiefsee schwimmst du einsam vor dich hin und dein Weg wird nur beleuchtet vom eignen Licht in dir drin. Und Algen streicheln dich schlängelst du dich vorbei ganz zärtlich und stille. Du bist gar nicht allein. Am Ende des Weges das du noch nicht sehen kannst, wartet etwas auf dich. Vielleicht ein Seestern, der tanzt. ***
Tief im Gras im lichten Wald hast du auf den Moment gewartet Nein, warten ist nicht das rechte Wort! In aller Stille bist du gestartet. Hast den Kopf zur Sonne gehoben, luftig- grüne Blätter entfaltet. Erst zart weiße Blüten, dann pralle Früchte gestaltet. Dem Gesang der Bienen gelauscht. Licht & Wasser aufgesogen. Die rote, köstliche Beere am Ende mir dargeboten. ***
Stachelig bist du wirklich, sagte er mürrisch, und betastete die Risse, die ihre gezahnten Blätter auf seiner derben Haut hinterlassen hatten. Im Mondschein war sie ihm recht sanftmütig erschienen, und so schön – also griff er dreist nach ihr, wollte eine ihrer rötlichen Blüten pflücken. Doch sie – die tagsüber freigebig ihren Nektar zur Nahrung darbot – war durchaus wehrhaft.
Disteln sind so. Hold dem, der sich respektvoll nähert, Doch wehe dem, der einfach zu nehmen beabsichtigt. ***