Warum Unikate eben ihre Zeit brauchen – Fledermaus Haarforke bauen

Die Idee und Recherche

Jedem Design geht eine Idee voraus. Eine Fledermaus wollte ich schon immer mal schnitzen…

Mit dieser Inspiration gehe ich einige Tage und Nächte schwanger. Wälze und verwerfe Entwürfe in Gedanken , notiere mir nachts um Vier erste Zeichnungen. Welche Details sind mir wichtig? Will ich eine Front- oder Seitenansicht? Soll sie gruselig oder niedlich werden? Ich nähere mich der Fledermaus…

Essentiell ist auch die Frage, zu welchem Haarschmuck sie passt. Soll sie eine Forke, ein Stab oder eine Haarspange werden? Da ich jetzt schon weiß, dass mir die Schwingen wichtig sind, entscheide ich mich für eine 3D Forke. Soll sie senkrecht oder waagerecht zu tragen sein? Kleines Chaos im Kopf….

Eines Morgens ist es soweit, ich erwache mit einem groben Plan. Ich weiß jetzt ungefähr die Form und wie sie sich zu einer 3D Forke fügen wird.

Es folgen Anatomiestudien. Künstlerische Freiheit in allen Ehren- sie soll doch als Fledermaus identifizierbar sein. Außerdem soll sie zwar detailliert, aber nicht zerbrechlich sein – schließlich soll sie sich ja bequem ins Haar einfügen.

Material

Nun geht es zur Materialauswahl. Welches Holz ? Welche Farbe haben Fledermäuse? (neuerliche Bildersuche in Internet). Dann stehe ich sinnierend vor meinem Holzschrank.

Mein Blick fällt auf ein großes Stück Eiche. Ich habe Bock auf Eiche .

Normalerweise hätte ich mit diesem Holz schon vor jeder Schnitzerei etliche Stunden zugebracht, denn ich suche und sammle mein Holz selbst, säge es in kleinere Stücke und trockne es über Jahre. In diesem Fall ist es ein Brett, das mir netterweise Iven geschenkt hat (danke nochmal an dieser Stelle). Gerade Oberflächen erleichtern die Arbeit.

Vom Hirn aufs Holz

Ich beginne, den Entwurf aus meinem Kopf auf das Holz zu übertragen…

Zeichne… Streiche durch…

Zeichne. Kann nix mehr erkennen im StrichWirrwarr, schleife alles runter und beginne neu.

Endlich sagt mir ein Entwurf zu.

Sägen

Ich begebe mich weichen Knies zur Säge. Denn eben fällt mir wieder ein, dass Eiche hart ist.

Frischen Mutes setze ich zum ersten Schnitt an, da verabschiedet sich auch schon kreischend das erste Sägeblatt. 4 weitere werden folgen, bis der grobe Umriss dem Block entrungen ist. Noch 2 Sägeblätter entschwinden, als ich die Zinken heraus arbeite.

Nun liegen sie vor mir: 150 g ungeborene Fledermaus.

Sauber machen

Da Eiche ordentlich staubt, beende ich den Tag mit Säuberungsarbeiten ^^ . Putzen ist bekanntlich wesentlicher Bestandteil jeder Arbeit und findet täglich und auch zwischendurch immer wieder mal statt.

Grobarbeiten

Ich erwache voller Enthusiasmus nach einer Nacht, in der ich an die 100 Mal die FledermausFormen frei gelegt habe. Heute werde ich die grobe Form heraus schnitzen und schleifen.

Naja, spätestens bei Einbruch der Dunkelheit wird mir klar, ein Tag reicht nicht, also geht’s morgen weiter.

Auch das Herausarbeiten der versetzten Zinken braucht seine Zeit.

Nach 2 Tagen grobem Schnitzen und Feilen ist eine Fledermaus Haarforke zu erkennen.

Die Rückseite

Als nächstes widme ich mich der Rückseite. Ich möchte eine schöne Wölbung erreichen.

Das ist bequem und reduziert das Gewicht.

Ich registriere mit Jubel, dass ich ein seltenes Stück Maser Eiche gefunden habe.

Probestecken

Ungeduldig möchte ich unbedingt wissen, ob die Haarforke überhaupt gut im Haar wirkt oder sich stecken lässt.

Vorsichtiges Probestecken (aua, Spliss) .

Yeah! Ich glaub, das wird richtig gut 🙂

Fein Schnitzen

Am nächsten Tag folgen die ersten Details. Das Gesicht gewinnt an Form.

Gefällt mir noch nicht richtig gut, irgendwie nicht fledermausig genug… nochmal Recherche. Ah, Kopf zu groß, Ohren zu klein und Flügel falsch.

Nun geht’s an die Feinheiten… Ohren werden ausgeformt …  Augen folgen und die Schwingen schwingen…

Langsam wird das Gesicht klarer. – Sofort baue ich eine innere Bindung auf (ja, das ist Liebe ^^ ) ,  fortan heisst das ehemalige Stück Holz *Fledermausi*

Zinken in 3D

Dazu werden die Beine begradigt. Alle Scharten und Unebenheiten schleife ich weg, bis sich eine schöne, bequeme Form ergibt.

Ins Haar soll sie flutschen…

Macken betonen

Nun schließe ich einen Riss an der Rückseite. Da ich finde, dass er für dieses außergewöhnlich gemaserte Stück Eiche charakteristisch ist, wird er sichtbar verfüllt. Man darf ruhig sehen, wie viel Leben in diesem Holz steckte.

Nach dem Durchtrocknen wird alles abgeschliffen. Schon wieder dunkel…

Wässern und Feinschliff

Fledermausi ist bis 400 Körnung sauber geschliffen, nun darf sie ein Bad nehmen, bei dem sich die Holzfasern aufstellen. Diese glätte ich wiederum mit 280 und 400er Körnung.

Erneutes Probestecken- sitzt super

Ich wiederhole die Schleifschritte bis zu einer Körnung von 1000. Der erste Glanz stellt sich ein.

Zurück zum Grobschnitz

Aber irgendwie ist sie mir noch zu gedrungen – erneute Recherche, anzeichnen und zurück zum Grobschnitzen. Eine ganze Menge Material nehme ich um den Kopf herum ab, bis mir die Fledermausigkeit gefällt.

Nochmals alle Schleifschritte, ein Bad (man sieht doch sehr schön, wie sich die Fasern aufstellen), Nachschliff 

und Yeah!

Feinschliff

Ab jetzt wird nur noch gestreichelt bis Körnung 12.000.

Wir sagen „Hallo“ zur wirklich außergewöhnlichen Maserung! Was für ein Glücksgriff!!! Und schon wieder ist es zu dunkel zum arbeiten.

Namensfindung & Poesie

Während dessen beschäftigt sich mein Gehirn schon  mit der Namensfindung. Bisher liebevoll *Fledermausi * genannt, scheint mir das dem düsteren Geschöpf nicht mehr angemessen ^^

*Vampir*? *Schweinegesicht* ? *Horst* ?? … ich einige mich mit dem Jadedrachen auf „Auf dunklen Schwingen“

Parallel sind erste Textfragmente in meinem Kopf aufgetaucht. Es enthüllt sich eine melancholische Vampirlegende, die schmerzhafte Liebe mit Naturgewalten verbindet.

Räuchern

Aber stop- es heißt „dunkel“ – da fehlt noch ein wesentlicher Schritt. Dank des Gerbsäureanteils kann Eiche „geräuchert“ werden. Eine klassische Holzveredelungsmethode. Früher wurden Eichenholzmöbel dafür in den Pferdestall gestellt – ich habe keinen Platz für Pferde – zu viel Holz… Daher behelfe ich mir mit einem Räucherzelt, in das ich ein Schälchen Ammoniak stelle..

Unter strenger Überwachung dunkelt die Forke vor sich hin.

Nach 12 Stunden ist eine mir genehme Dunkelheit erreicht, ich befreie Mausi. Jippiee! Geile Farbe und die sensationelle Maserung kommt richtig gut raus!

Sie darf jetzt auslüften bis der allerletzte Ammoniak verflogen ist und sie wieder gut und holzig duftet.

Branding

Jeder Haarschmuck von Jadedrache Haarschmuck trägt den Drachen- Stempel.

Nochmaliger Schliff und Leinöl Bad

Durch die Feuchtigkeit im Räucherzelt haben sich die Fasern wieder leicht aufgestellt, also schleife ich noch einmal bis 12.000. Dabei tränke ich die Forke immer wieder liebevoll in gutem Bio Leinöl. Das verfüllt die Eiche typischen Poren und härtet im Holz aus. Zuletzt wird noch poliert.

Finales Finish

Jetzt kommt meine finale Wachs- Ölmischung, damit die Haarforke glänzt und das auch so bleibt. LuftFeuchtigkeit wird ihr nicht mehr so viel anhaben. Wie ich das mache, habe ich euch schon einmal hier im Video gezeigt.

Fototermin

Wegen der Glanzoberfläche will sich Fledermausi „Auf dunklen Schwingen“ nicht ohne weiteres ablichten lassen. Nach 300 Versuchen habe ich 5 Bilder, die ihre Schönheit halbwegs wiedergeben und hiermit stelle ich euch vor:

„Auf dunklen Schwingen“

Fledermaus Haarforke in 3D

Sie bekommt nachher natürlich noch ihr eigenes Preview.

jadedrache haarschmuck haarforke bauen

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11 Kommentare

  1. Danke für den tollen Beitrag! Schön, das du uns an der Entstehung teil haben lassen hast-das ist sehr interessant. Auch ich kenne solche Prozesse 😉 Das Ergebnis ist wirklich einzigartig:)Chapeau für dich als Künstlerin und Handwerkerin.

  2. Sehr interessanter Bericht. Schön, mal den ganzen Entstehungsprozess zu sehen. Das Ergebnis ist traumhaft geworden und wird ein Langhaar sicher sehr glücklich machen 🙂 LG iza

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