Jede Erfahrung eine weitere Farbe auf meiner Haut. Zur blauen Kälte des Vaters ein Grün, das hofft, ihn zu erwärmen. Irisierendes Gold für die Sehnsucht, diese Kälte nicht zu erben. Und mitfühlendes Türkis, das irgendwem vertraut. Und die Narben von Träumen, die starben. All das hüllt mich schützend ein. Deshalb kann ich auch keine andere sein. Ich trage dieses schimmernde Kleid. Es prägt mich, es flimmert, es scheint. ***
Tiefe blaue Endlosigkeit du badest dich darin durch Raum und Zeit. Verlierst du dich? Du bist immer noch da, es umspült doch dich. Ist alles vorbei? Solang deine Galaxie sich dreht, ist das einerlei. Willst du in die Zukunft fliegen? Die Antwort auf die relevanten Fragen ist 42 geblieben… ***
Man nennt mich schwarz, düster, schlecht gelaunt und meidet mich am Tage. Ich zieh meine Kreise im Sternenlicht, wenn ich mich nicht zu euch wage. Als mich in dieser einsamen Nacht die blauen Schatten umrunden, hab ich dort auf einem vereisten See den anderen gefunden. ***
Die wahre Welt ist innen und außen, ich schau durchs Glas, was ist da draußen? Das Wasser bricht das blaue Licht und klare Umrisse erkenne ich nicht. Will ich schwimmen & der Strömung folgen? Oder bleib ich hier und schimmere golden und schmiege mich in die schwebenden Pflanzen? Gibts da eine Wand, die mich trennt vom Ganzen? Ich kann sie doch sehen, die normale Welt und nicht verstehn, warums mir hier gefällt. Ach, jetzt hör ich auf zu fragen warum, vielleicht mag ich das Leben im Aquarium. ***
Er zieht mich an, er ist so bunt und seine Federn sträubt er. Streift meine Wangen, meinen Mund. Die Worte süß & folgenschwer. Es fällt ihm leicht, mich zu verführ´n. Ersehne ihn, werde erregter. Ich will nix andres als ihn spürn, da schwebt zu Boden seine Feder. Prallt auf, klingt lauter als gedacht, misstönend, schief, wie jodelnd. Da bin ich plötzlich aufgewacht und frage mich: was will der Vogel ^^ ***
Ich kann fliegen. Fliegen! Um mich herum werden sich blaue Wunder erheben wie Abenteuer, Wagnisse, die in Wunden bunter leben. Ich kann lieben. Lieben!
Ich kann lieben. Lieben! Meine Narben dürfen Muster gießen, Zierde werden, bewussten Mutes schließen & harmonierend färben. Ich kann fliegen. Fliegen! ***
Sie hat gesungen & den Kosmos vermessen, den Mond angeheult, nachts & am Tage. Sie war still, hat dabei Worte vergessen. Stellt sich kaum vernehmlich die gleiche Frage: Wollen die Sterne nur die Stille zeigen? Ihren klanglosen Gesang in Moll? Ist das ganze All ihr singendes Schweigen? Ist die Leere in Wirklichkeit voll? ***
Wo ein Feuer lodert, das niemals verlischt. Wo die alte Weise stets zu mir spricht. Wo die Wölfe heulen, die Raben ruh´n. Wo mein Clan mich umfängt und alle tun, was getan werden will, was zusammen hält. Und ein Lied erklingt, das uns allen gefällt. Wenn die Krähe sich auf meine Schulter setzt, meine Hand die Wolle spinnt, webt, vernetzt, ein Welpe sich an meine Beine schmiegt dann vertrauensvoll in meinen Armen liegt. Und im roten Zentrum, im Höhleninnern da seh ich die Augen der Alten schimmern. Sie umarmt mich und reicht mir ihre Gaben. Ich bin froh, die Kälte verlassen zu haben. ***
Waaa, da ist etwas hinter mir her! Ich flüchte und kann längst nicht mehr. Ich spür im Nacken seinen Hauch, es bewegt sich mechanisch, hölzern auch, mitleidlos, bedrohlich, tödlich. Ich erstarre schließlich unbeweglich. Erwarte, dass es mich endlich packt. Die letzte Stunde. Ultimativer Kontakt. Dreh mich um mit allerletzter Kraft, will sehen, was es ist, das mich schafft. Ich schrei es an, will mich wieder bewegen, brüll ihm all die Verzweiflung entgegen. Da fragt es mich mit Kinderstimm´n: hej Kiki, wo laufen wir denn hin? ***