Im dunkelgrünen Blätterwerk wart ich und putz mein Gefieder Je mehr ich schmeichle – was jeder bemerkt- umso weniger vermisst man Lieder. Ich luke listig durch die Lücken, ich find deine schwachen Punkte. So kann ich deine Knöpfe drücken, anfangs lass ich mich auch nicht lumpen. Je mehr du meinem Lob verfällst, desdo weniger mag ich dir geben. Der Entzug, mit dem du dich jetzt quälst, erweckt mich erst zum Leben. Dann ist es egal, was ich dir verschwieg, nichts Bedeutendes zu äußern vermag. Dein Warten auf mehr ist schon mein Sieg, so fällt niemandem auf, dass ich nichts sag. ***
Ich brenne hell & einsam, einst brannten wir gemeinsam. Bedeutungsschwanger schweigend. Überzeugt, immer logisch zu bleiben. Jetzt lodert nur noch meine Wut, entsprungen aus des Zwiespalts Glut. Ratio, du hast mich im Stich gelassen! Ich hab dich aus der Pflicht entlassen. Und des Wahnsinns heiße, irre Flammen schlagen über mir zusammen. ***
Ein kleiner blauer Drache sitzt hoch oben auf dem Stein, hat seine Stacheln aufgerichtet, drunter hörst du ihn leise weinen. Die Welt da draußen war böse, ungerecht & gemein Drum will er hier für immer sitzen, traurig & allein. Wird die Welt ihn vermissen, kann er wichtig genug sein? Oder werden sie ihm bestätigen, er ist eben einfach nur klein? Und so bleibt er dort gefangen in seiner einsamen Pein. ***
Hoffnung steigt auf, ihre blauen Schwaden vernebeln die Sinne, und Logik verschwindet im Nebel deiner Ängste, versteckt sich im tiefsten Schatten. Du umarmst dann mit zärtlichen Lügen die zerbrochene alte Welt und deine Hoffnung hängt schief im Raum, dass die Teile sich allein zusammen fügen. ***
Meine Seele ist die einer Wölfin, frei & treu & fürsorglich. Ich kann fliegen wie eine Drachin, hoch & schnell & weit. Meine Energie ist ein roter Pfeil, wild & echt & sehr wirklich. Ich bin dein Einhorn, dein Unikat, fürs Leben gemacht & bereit. ***
Frisch geboren hab ich mich aus dem Ei gepellt und mich so verbogen, wie es dir gefällt. Eingesehen, dass ich so nicht gut passe, wenn ich mich abhebe von der Masse. Hab mir einen dicken Panzer angeschafft, die Farben eingesperrt & auch meine Kraft. Mich selbst eingeschlossen tief in mir drin und ganz vergessen, dass ich ein Drache bin. ***
Es ist ganz still, du hörst nichts mehr von mir, bin nicht eingesperrt, doch zurück gezogen, und träume noch von unseren Tiefen, in denen fabelhafte Wesen schliefen. Du bist unvergessen, ich bleib dir gewogen. Darum bring ich das Meer jetzt zu dir. ***
Ich erscheine aus dem Nichts, dein Blut tropft von meinem Zahn. Ich reiße mein Maul auf & starre dich an. Und die Sonne spielt auf meinem Schuppenkleid. Ich erschein dir wie das Ende deiner Lebenszeit. Furchteinflößend, gefährlich in meiner Wut. Du erschauderst, erinnerst die Lektionen gut, nur geliebt zu sein, wenn du deine Gefühle kontrollierst, gehorchst und niemals die Beherrschung verlierst. Jetzt wo du zitterst, dich kaum zu bewegen traust, stellst du vielleicht fest, dass du in einen Spiegel schaust. ***
Ich erhebe mich aus Moos & von dem Stein, auf dem ich seit Jahrtausenden saß. Und grübelte über den Sinn & mein Sein während ich mich zu bewegen vergaß. Auf meiner Haut sammelte sich der Tau gefroren & getaut durch die Jahreszeiten. Und als ich ihn abschüttle, siehst du genau, wie sich mit meinen Flügeln die Sinne weiten. Plötzlich sprüht es um mich wie eine Fontaine in der ich mich baden & benetzen will, so dass ich allen Mut zusammen nehme. Und ich tauche ein & werde still. ***