Da haben sie dir nun, mein Drachenahne, deine bleichen Knochen mit Blattgold veredelt und dich zur Schau gestellt, als gutes Beispiel. Oder Warnung. Und keiner von denen, die glauben, deine Weisheit verstanden zu haben oder dein Wort zu verbreiten, hat mehr als an der Oberfläche gekratzt. Das Offensichtliche zur Regel erhoben. Wie Falschgold. Doch unbemerkt von den Gaffern erneuert sich bereits deine Drachenhaut wie Knospen einer tot geglaubten Blume. Eine neue Ebene. ***
So leicht wie ein Kolibri schwebend in blauen Sphären und bunt wie Luftballons, wenn sie zeitlos wären stehen wir unter der alten Birke wie ein kleines zartes Gedicht. Wir bringen dir einen Frühlingshauch und warten hier auf dich. ***
Wie der frische Duft von Efeulaub eine Brise über dem Meer. Wie ein liebes Wort, dem ich glaub, der saftige Apfel, den ich begehr. Wie die Schwingen von Raben, der melancholische Klang vom Klavier. Wie ein Zwiegespräch, das wir nächtens haben oder wenn ich dich verführ. Wie vierblättriger Klee inmitten vom Grün. Das alles bringt mich hierhin zurück. Dann will ich sein, ich will nicht flieh´n und deshalb nenn ich es Glück. ***
Schwebend wie eine Qualle im Wasser räkelnd im Widerschein der Sonne auf den bunt glänzenden Korallen. Träge mit durchsichtigen Körperteilen ein wenig Wasser verdrängen. Sich treiben lassen, der Strömung folgen, sich schwindlig fühlen in der ständigen sanft streichelnden Bewegung weichen Wassers. So muss sich Glück anfühlen – wenn ich auch die Luft anhalten muss dafür. ***
„Ich bin nicht wild!“ erhebe ich meine Stimme und die Hitze steigt mir zu Kopf wie immer, wenn meine ersten Worte ungehört an Mauern abprallen, und mir dann unverständiges Urteil entgegen geworfen wird, mich zu PingPong auffordert, das ich nicht bereit bin zu spielen. Wenn du dann weiter eindringlich abwehrend bewertest und nichts hörst, kann es sein, dass Flammen aus meinen Augen schlagen. ***
Ich hab dich immer aus der Ferne gesehen. Deine Leuchtkraft ließ mich nach Wärme sehnen. Geblendet von all deinem hellen Licht sah ich die Krater & Abgründe nicht. Ich wollte dich haben, ich langte hinauf, du wolltest mich warnen, ich gab nicht auf. Nun liegst du weich schimmernd in meiner Hand und deine leuchtende Seite ist abgewandt. ***
Im dunkelgrünen Blätterwerk wart ich und putz mein Gefieder Je mehr ich schmeichle – was jeder bemerkt- umso weniger vermisst man Lieder. Ich luke listig durch die Lücken, ich find deine schwachen Punkte. So kann ich deine Knöpfe drücken, anfangs lass ich mich auch nicht lumpen. Je mehr du meinem Lob verfällst, desdo weniger mag ich dir geben. Der Entzug, mit dem du dich jetzt quälst, erweckt mich erst zum Leben. Dann ist es egal, was ich dir verschwieg, nichts Bedeutendes zu äußern vermag. Dein Warten auf mehr ist schon mein Sieg, so fällt niemandem auf, dass ich nichts sag. ***
Ich brenne hell & einsam, einst brannten wir gemeinsam. Bedeutungsschwanger schweigend. Überzeugt, immer logisch zu bleiben. Jetzt lodert nur noch meine Wut, entsprungen aus des Zwiespalts Glut. Ratio, du hast mich im Stich gelassen! Ich hab dich aus der Pflicht entlassen. Und des Wahnsinns heiße, irre Flammen schlagen über mir zusammen. ***
Ein kleiner blauer Drache sitzt hoch oben auf dem Stein, hat seine Stacheln aufgerichtet, drunter hörst du ihn leise weinen. Die Welt da draußen war böse, ungerecht & gemein Drum will er hier für immer sitzen, traurig & allein. Wird die Welt ihn vermissen, kann er wichtig genug sein? Oder werden sie ihm bestätigen, er ist eben einfach nur klein? Und so bleibt er dort gefangen in seiner einsamen Pein. ***