Wie leblos trane ich durch einen trüben Tag, erledige, was ich soll und zu erledigen hab. Ich fühle nichts als düsteren Überdruss, weil ich nicht wollen darf, dafür aber muss. Durch den Planungssumpf dringt plötzlich ein Sonnenstrahl, eine Sehnsucht, akut, laut und fast eine Qual. Wie ein Ruf zieht sie mich zum Holz hin. Blindes Tasten & Wühlen ohne Ziel und Sinn. Bis du mir fast in die verkrampften Hände fällst. Was steckt in dir, dass du meinen Tag erhellst? Ich bedränge dich mit wilden Gebärden. In Menschensprache gehts es nur ums Werden und ziemlich selten um das reine Sein. Gefangen in meiner Stimmung red ich auf dich ein. Und du bist namenlos, stumm, bunt & schön und ich nur wütend und ich kann nicht sehen. Meine Finger wissen, was sie dort erfühlen, sie wollen streicheln, tasten, wärmen, kühlen. Vorm inneren Auge erscheint ein Apfelbaum, dein Duft reißt mich aus meinem Alltagstraum. Ich atme tief ein, lass mich fallen wie du vorhin. Wir werdens schon erfahren, was wartet da drin. Wir beginnen zu reden, in einer Sprache aus Spänen, aus Beieinander sein, ohne Warten und Sehnen. Die Sprache der Erde, der Vögel, der Bäume, die Sprache der Winde, der offenen Räume. ***
Erstarrt und völlig blind, doch mit multiplem Schlangenblick schneide ich die dicke Luft der realen Welt hier im Familienfeld, wo ein Dämon ruft, wo alle in Bangen verstrickt und immer mehrere sind. ***
Deine Neugier finde ich faszinierend. Wie du niemals was glaubst, nur weil du es siehst, sondern deine Abenteuerlust trainierend dem öden Alltag stets entfliehst. Wie du Regeln testest, ob sie noch gelten oder jetzt und jetzt und jetzt. Wie du all die alten Pfade selten beschreitest oder dich zweifelnd setzt. Wohl ruhst du aus am Rand neuer Wege, aalst dich im allgültigen Sonnenlicht. Auch sah ich dich dein Gefieder pflegen, nur wegsehen sah ich dich niemals nicht. ***
Als vor Jahrtausenden ein Krieg der Worte herrschte – als Meinungen noch Gründe waren für Gefechte – stand sich das Heer von „Dies & Deshalb“ mit der Horde der „Hingegen“ gegenüber. Und sie tauschten Worte aus, gute wie schlechte.
Lange wogte der Kampf hin und her. Über dem Schlachtfeld wortgewaltiger Verfechter kreisten nur die Rabenvögel weise einvernehmlich und sie rangen bis die Zeit ein Ende machte. Die holte sie ein mit Macht, mit echter.
Und aus den Überresten dieser alten Krieger erhob sich eine schwarze Wolke vereinigter Thesen (kanns sein, dass sie wie eben jener Rabe wirkte?) stieg dunkel auf um die Welt zu erobern und seitdem ist stets Frieden der Worte gewesen. ***
Das warme Gefühl von Holz auf der Haut und wie Geheimschrift im Muster der Maserung versteckt die Botschaft von Respekt & Achtung, weil alles um dich herum dir vertraut. Und das Rauschen von Blättern im Ohr: „Ich hab gelebt, bin dann freiwillig gegangen. Niemand hat mich gefällt & gefangen. Ich bin glücklich mit allem – danach & davor.“ ***
Da haben sie dir nun, mein Drachenahne, deine bleichen Knochen mit Blattgold veredelt und dich zur Schau gestellt, als gutes Beispiel. Oder Warnung. Und keiner von denen, die glauben, deine Weisheit verstanden zu haben oder dein Wort zu verbreiten, hat mehr als an der Oberfläche gekratzt. Das Offensichtliche zur Regel erhoben. Wie Falschgold. Doch unbemerkt von den Gaffern erneuert sich bereits deine Drachenhaut wie Knospen einer tot geglaubten Blume. Eine neue Ebene. ***
Wie der frische Duft von Efeulaub eine Brise über dem Meer. Wie ein liebes Wort, dem ich glaub, der saftige Apfel, den ich begehr. Wie die Schwingen von Raben, der melancholische Klang vom Klavier. Wie ein Zwiegespräch, das wir nächtens haben oder wenn ich dich verführ. Wie vierblättriger Klee inmitten vom Grün. Das alles bringt mich hierhin zurück. Dann will ich sein, ich will nicht flieh´n und deshalb nenn ich es Glück. ***
Schwebend wie eine Qualle im Wasser räkelnd im Widerschein der Sonne auf den bunt glänzenden Korallen. Träge mit durchsichtigen Körperteilen ein wenig Wasser verdrängen. Sich treiben lassen, der Strömung folgen, sich schwindlig fühlen in der ständigen sanft streichelnden Bewegung weichen Wassers. So muss sich Glück anfühlen – wenn ich auch die Luft anhalten muss dafür. ***
Im dunkelgrünen Blätterwerk wart ich und putz mein Gefieder Je mehr ich schmeichle – was jeder bemerkt- umso weniger vermisst man Lieder. Ich luke listig durch die Lücken, ich find deine schwachen Punkte. So kann ich deine Knöpfe drücken, anfangs lass ich mich auch nicht lumpen. Je mehr du meinem Lob verfällst, desdo weniger mag ich dir geben. Der Entzug, mit dem du dich jetzt quälst, erweckt mich erst zum Leben. Dann ist es egal, was ich dir verschwieg, nichts Bedeutendes zu äußern vermag. Dein Warten auf mehr ist schon mein Sieg, so fällt niemandem auf, dass ich nichts sag. ***