Der bleiche Mond, dein Freund, scheint erst langweilig & weiß. Seine wahren Farben siehst du erst, wenn du die Augen zusammen kneifst, und deine Blickrichtung änderst, auch etwas von dir hinein gibst – ein bisschen von ihm, ein bisschen von dir – und du alle Farben der Freundschaft liebst.
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Nicht alles ist wie es anfänglich scheint. Ob Farbe, ein Weg oder auch eine Funktion kann mehr als der erste Anschein meint. Probier den neuen Weg, und obschon er die ursprüngliche Ausrichtung biegt, wird der Bogen vielleicht ein Umkehrpunkt. Und wenn deine Vision abhebt & fliegt, ist diese Abweichung womöglich der Grund.
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Da schlägt noch ein Herz in der verbrannten Kruste. Obwohl an der Oberfläche alles Leben weichen musste. Geschunden, verwundet, vernarbt & verbrannt. Jetzt wirkst du schroff, die glatte Hülle verschwand. Unter deiner rauhen Schale ähnelst du dir mehr und mehr. Das Feuer reinigt & stärkt, wenn es innen nach außen kehrt.
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Wie der Mond unbegreiflich und veränderlich bin ich Frau & zyklisch, so kennst du mich. Ich spiegle mich halb in Seen und Flüssen. Ich wende mich ab, wenn wir uns trennen müssen. Du badest die wunde Seele in meinem Licht und manchmal fühlst du nur und siehst mich nicht. Und erscheine ich dir zerklüftet und schroff, bewegt sich was in meinem Schatten oft. Doch in anderen Nächten spürst du den sanften Schimmer. Ich bin dein Mond, ich scheine für immer.
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Fühle die Riefen, die Schrunden, das Alte. Erkenne Erfahrung in jeder einzelnen Falte. Und lass dich nicht lenken von gewohnten Formen, entdecke stattdessen eigne Bahnen & Normen. Und bade die Augen in mondgleichem Schimmer, denn buntes Gefunkel begleitet dich immer. Lass deinen Weg deinen ureigenen sein. Sei original, tauch in deine Einzigartigkeit ein.
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Wie eine Ahnung am Horizont
wie ein Flossenschlag im aufgewühlten Meer
glitzern Schuppen unterm roten Mond,
wehen Mädchenstimmen von Ferne her.
Sirenengesänge & Muschelketten
und perlende Tropfen von frischem Nass
versprechen dir, deine Seele zu retten
und was könnte schöner sein als das?
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Die Farben haben sich verkehrt, zeigt mir ein Blick in den Äther, Verzweiflung hängt an den Kanten einer transluzenten Wolke. Eine einsame Macht schleift Formen aus, die ich nie wollte. Dieser Kreislauf endet nie, und so wird es nie später.
Unterdessen sich mein Verstand in Partikel zerteilt, die in blauen Schwaden um mich herum kreisen, lässt Gedankennebel mich vereinzeln, verwaisen bis Wahnsinn mich als Drachenvision ereilt.
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