Es begab sich zum Herbstanfang dass mir ein Fabelwesen erschien und es sah mir in die Augen „Komm ich führ dich, folg mir dahin!“ Und da es mir lieblich dünkte, dies fellige Kuscheltier, lief ich ihm freudig nach und guck, das fand ich hier: Durch gelb und rot gefallenes Laub auf der immer noch grünen Wiese waren Pilze aus dem Boden gebrochen, so bunt. Schau, es waren diese. ***
Die Klarheit des Wassers ist von Gewächsen durchzogen, die den Blick verstellen auf das dritte Wesen, dessen rote Farbe doch deutlich zu rufen scheint: Ich bin hier, warum suchst du mich nicht? Und eine Muschel schließt sich und eine Blume erblüht und die Eltern schwimmen in die andere Richtung davon und bringen sich selbst in Sicherheit. ***
Verhüllt, doch nicht versteckt lichte Dunkelheit um mich herum, erfüllt von den Spuren der Sterne fühl ich mich allein und doch so leicht, wie Mondschimmer von Ferne. ***
Vom Glück zum Abgrund ist nur ein Katzensprung. Auf der langen Suche nach deiner Seele kam ich an etwas vorbei. Etwas Flüchtigem, das mich eine Frage stellen lässt. Welche Farbe hat deine Seele? Ist sie bunt oder grau? ***
In der Dunkelheit der Tiefsee schwimmst du einsam vor dich hin und dein Weg wird nur beleuchtet vom eignen Licht in dir drin. Und Algen streicheln dich schlängelst du dich vorbei ganz zärtlich und stille. Du bist gar nicht allein. Am Ende des Weges das du noch nicht sehen kannst, wartet etwas auf dich. Vielleicht ein Seestern, der tanzt. ***
Tief im Gras im lichten Wald hast du auf den Moment gewartet Nein, warten ist nicht das rechte Wort! In aller Stille bist du gestartet. Hast den Kopf zur Sonne gehoben, luftig- grüne Blätter entfaltet. Erst zart weiße Blüten, dann pralle Früchte gestaltet. Dem Gesang der Bienen gelauscht. Licht & Wasser aufgesogen. Die rote, köstliche Beere am Ende mir dargeboten. ***
Stachelig bist du wirklich, sagte er mürrisch, und betastete die Risse, die ihre gezahnten Blätter auf seiner derben Haut hinterlassen hatten. Im Mondschein war sie ihm recht sanftmütig erschienen, und so schön – also griff er dreist nach ihr, wollte eine ihrer rötlichen Blüten pflücken. Doch sie – die tagsüber freigebig ihren Nektar zur Nahrung darbot – war durchaus wehrhaft.
Disteln sind so. Hold dem, der sich respektvoll nähert, Doch wehe dem, der einfach zu nehmen beabsichtigt. ***
Ich lass meine Pferde laufen, sie fliehen wie meine Gedanken. Ich treib sie an meine Pferde, jag sie über meine Schranken. Meine Ideen peitschen mich voran in einem wilden Ritt. Bis ich mich selbst besieg, ist es nur ein weiterer Schritt. In kopfloser Leidenschaft, in galoppierendem Zwang wird dieser Ausflug mein Zenit – aufrecht in den Untergang. ***
Ein Seufzen hängt noch in der Platane, wie mit Rauhreif geschriebene Romane, dramaturgische Kälte umfängt den Stein & kerbt transluzente Worte hinein, manifestiert sich in magischen Glasuren, verewigt ur-uralte Feenspuren, das Gedicht von den weisen Pflanzenwesen, nur Eingeweihte können es lesen. ***
Hörst du sie quatschen, quaken, labern? Verquirlen, quasseln, gaukeln, abern? Wie Politiker blasen sie sich auf und legen immer noch eins drauf. So lärmen sie abends und am Morgen, bedauern, beklagen, machen sich Sorgen. Lachen dann drüber, schießen in den Wind. Vergiss nie, dass das alles Frösche sind. ***