Frisch geboren hab ich mich aus dem Ei gepellt und mich so verbogen, wie es dir gefällt. Eingesehen, dass ich so nicht gut passe, wenn ich mich abhebe von der Masse. Hab mir einen dicken Panzer angeschafft, die Farben eingesperrt & auch meine Kraft. Mich selbst eingeschlossen tief in mir drin und ganz vergessen, dass ich ein Drache bin. ***
Es ist ganz still, du hörst nichts mehr von mir, bin nicht eingesperrt, doch zurück gezogen, und träume noch von unseren Tiefen, in denen fabelhafte Wesen schliefen. Du bist unvergessen, ich bleib dir gewogen. Darum bring ich das Meer jetzt zu dir. ***
Ich erscheine aus dem Nichts, dein Blut tropft von meinem Zahn. Ich reiße mein Maul auf & starre dich an. Und die Sonne spielt auf meinem Schuppenkleid. Ich erschein dir wie das Ende deiner Lebenszeit. Furchteinflößend, gefährlich in meiner Wut. Du erschauderst, erinnerst die Lektionen gut, nur geliebt zu sein, wenn du deine Gefühle kontrollierst, gehorchst und niemals die Beherrschung verlierst. Jetzt wo du zitterst, dich kaum zu bewegen traust, stellst du vielleicht fest, dass du in einen Spiegel schaust. ***
Ich erhebe mich aus Moos & von dem Stein, auf dem ich seit Jahrtausenden saß. Und grübelte über den Sinn & mein Sein während ich mich zu bewegen vergaß. Auf meiner Haut sammelte sich der Tau gefroren & getaut durch die Jahreszeiten. Und als ich ihn abschüttle, siehst du genau, wie sich mit meinen Flügeln die Sinne weiten. Plötzlich sprüht es um mich wie eine Fontaine in der ich mich baden & benetzen will, so dass ich allen Mut zusammen nehme. Und ich tauche ein & werde still. ***
Jede Erfahrung eine weitere Farbe auf meiner Haut. Zur blauen Kälte des Vaters ein Grün, das hofft, ihn zu erwärmen. Irisierendes Gold für die Sehnsucht, diese Kälte nicht zu erben. Und mitfühlendes Türkis, das irgendwem vertraut. Und die Narben von Träumen, die starben. All das hüllt mich schützend ein. Deshalb kann ich auch keine andere sein. Ich trage dieses schimmernde Kleid. Es prägt mich, es flimmert, es scheint. ***
Tiefe blaue Endlosigkeit du badest dich darin durch Raum und Zeit. Verlierst du dich? Du bist immer noch da, es umspült doch dich. Ist alles vorbei? Solang deine Galaxie sich dreht, ist das einerlei. Willst du in die Zukunft fliegen? Die Antwort auf die relevanten Fragen ist 42 geblieben… ***
Man nennt mich schwarz, düster, schlecht gelaunt und meidet mich am Tage. Ich zieh meine Kreise im Sternenlicht, wenn ich mich nicht zu euch wage. Als mich in dieser einsamen Nacht die blauen Schatten umrunden, hab ich dort auf einem vereisten See den anderen gefunden. ***
Die wahre Welt ist innen und außen, ich schau durchs Glas, was ist da draußen? Das Wasser bricht das blaue Licht und klare Umrisse erkenne ich nicht. Will ich schwimmen & der Strömung folgen? Oder bleib ich hier und schimmere golden und schmiege mich in die schwebenden Pflanzen? Gibts da eine Wand, die mich trennt vom Ganzen? Ich kann sie doch sehen, die normale Welt und nicht verstehn, warums mir hier gefällt. Ach, jetzt hör ich auf zu fragen warum, vielleicht mag ich das Leben im Aquarium. ***
Er zieht mich an, er ist so bunt und seine Federn sträubt er. Streift meine Wangen, meinen Mund. Die Worte süß & folgenschwer. Es fällt ihm leicht, mich zu verführ´n. Ersehne ihn, werde erregter. Ich will nix andres als ihn spürn, da schwebt zu Boden seine Feder. Prallt auf, klingt lauter als gedacht, misstönend, schief, wie jodelnd. Da bin ich plötzlich aufgewacht und frage mich: was will der Vogel ^^ ***
Ich kann fliegen. Fliegen! Um mich herum werden sich blaue Wunder erheben wie Abenteuer, Wagnisse, die in Wunden bunter leben. Ich kann lieben. Lieben!
Ich kann lieben. Lieben! Meine Narben dürfen Muster gießen, Zierde werden, bewussten Mutes schließen & harmonierend färben. Ich kann fliegen. Fliegen! ***