Ein kleiner blauer Drache sitzt hoch oben auf dem Stein, hat seine Stacheln aufgerichtet, drunter hörst du ihn leise weinen. Die Welt da draußen war böse, ungerecht & gemein Drum will er hier für immer sitzen, traurig & allein. Wird die Welt ihn vermissen, kann er wichtig genug sein? Oder werden sie ihm bestätigen, er ist eben einfach nur klein? Und so bleibt er dort gefangen in seiner einsamen Pein. ***
Hoffnung steigt auf, ihre blauen Schwaden vernebeln die Sinne, und Logik verschwindet im Nebel deiner Ängste, versteckt sich im tiefsten Schatten. Du umarmst dann mit zärtlichen Lügen die zerbrochene alte Welt und deine Hoffnung hängt schief im Raum, dass die Teile sich allein zusammen fügen. ***
Meine Seele ist die einer Wölfin, frei & treu & fürsorglich. Ich kann fliegen wie eine Drachin, hoch & schnell & weit. Meine Energie ist ein roter Pfeil, wild & echt & sehr wirklich. Ich bin dein Einhorn, dein Unikat, fürs Leben gemacht & bereit. ***
Frisch geboren hab ich mich aus dem Ei gepellt und mich so verbogen, wie es dir gefällt. Eingesehen, dass ich so nicht gut passe, wenn ich mich abhebe von der Masse. Hab mir einen dicken Panzer angeschafft, die Farben eingesperrt & auch meine Kraft. Mich selbst eingeschlossen tief in mir drin und ganz vergessen, dass ich ein Drache bin. ***
Es ist ganz still, du hörst nichts mehr von mir, bin nicht eingesperrt, doch zurück gezogen, und träume noch von unseren Tiefen, in denen fabelhafte Wesen schliefen. Du bist unvergessen, ich bleib dir gewogen. Darum bring ich das Meer jetzt zu dir. ***
Ich erscheine aus dem Nichts, dein Blut tropft von meinem Zahn. Ich reiße mein Maul auf & starre dich an. Und die Sonne spielt auf meinem Schuppenkleid. Ich erschein dir wie das Ende deiner Lebenszeit. Furchteinflößend, gefährlich in meiner Wut. Du erschauderst, erinnerst die Lektionen gut, nur geliebt zu sein, wenn du deine Gefühle kontrollierst, gehorchst und niemals die Beherrschung verlierst. Jetzt wo du zitterst, dich kaum zu bewegen traust, stellst du vielleicht fest, dass du in einen Spiegel schaust. ***
Ich erhebe mich aus Moos & von dem Stein, auf dem ich seit Jahrtausenden saß. Und grübelte über den Sinn & mein Sein während ich mich zu bewegen vergaß. Auf meiner Haut sammelte sich der Tau gefroren & getaut durch die Jahreszeiten. Und als ich ihn abschüttle, siehst du genau, wie sich mit meinen Flügeln die Sinne weiten. Plötzlich sprüht es um mich wie eine Fontaine in der ich mich baden & benetzen will, so dass ich allen Mut zusammen nehme. Und ich tauche ein & werde still. ***
Jede Erfahrung eine weitere Farbe auf meiner Haut. Zur blauen Kälte des Vaters ein Grün, das hofft, ihn zu erwärmen. Irisierendes Gold für die Sehnsucht, diese Kälte nicht zu erben. Und mitfühlendes Türkis, das irgendwem vertraut. Und die Narben von Träumen, die starben. All das hüllt mich schützend ein. Deshalb kann ich auch keine andere sein. Ich trage dieses schimmernde Kleid. Es prägt mich, es flimmert, es scheint. ***
Tiefe blaue Endlosigkeit du badest dich darin durch Raum und Zeit. Verlierst du dich? Du bist immer noch da, es umspült doch dich. Ist alles vorbei? Solang deine Galaxie sich dreht, ist das einerlei. Willst du in die Zukunft fliegen? Die Antwort auf die relevanten Fragen ist 42 geblieben… ***
Man nennt mich schwarz, düster, schlecht gelaunt und meidet mich am Tage. Ich zieh meine Kreise im Sternenlicht, wenn ich mich nicht zu euch wage. Als mich in dieser einsamen Nacht die blauen Schatten umrunden, hab ich dort auf einem vereisten See den anderen gefunden. ***