Und neben dir im feuchten Moos, wo du dich niederlässt da wölbt sich eine Wurzel und lädt dich freundlich ein „Hör mich an, Ich bin dein Ursprung, dein Nest. Spür einmal tief in den satten Waldboden hinein“ Du ertastet verwitterte Spuren Hunderter von Jahren verwurzelter Erfahrung, die führt dich zurück in die Zeit als einst noch keine Menschen, nur weise Bäume waren. Da fühlst du ein altes Lächeln, das für immer bleibt.
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Typische Situation. Da liegt ein Riesenknubbel rum und möchte mit. Er sieht total verknorkelt aus, aber ich habe keine Ahnung, was das für Holz sein könnte. Ich sehe nur, dass es eine Maserbeule ist, juchhu! Nach Jahren des Trocknens endlich Zeit für die Säge. Es offenbart sich ein stark gemasertes Holz mit lustigen Swirls & hinein fließenden dunklen Kernholzstreifen.
Ich habe Rüster gefunden, mittlerweile selten in Deutschland, weil wir ein Schädlings-bedingtes Ulmensterben haben 🙁 Das Holzgebilde ist so verwachsen, dass ich kaum eine Chance habe, irgendeine Haarschmuck – taugliche Stelle zu finden. Ich will aber! 😀 Am Ende habe ich alles auf Haarstabgröße geschrumpft – ein kleines Wunderwerk der Natur. Hochglanz inklusive. Hachmach!
Typische Situation. Ich gehe harmlos spazieren und stolpere fast über ein merkwürdiges Gebilde. Es ist schwarz, verknorkelt & sieht sehr alt aus, ich sehe „Maserbeulen“ & „gestockt“ und freue mich schonmal. Der irre Holzblick des Jadedrachens hat wieder zugeschlagen. Das Ding wiegt 10 Kilo, will aber mit nach Hause. Gut, denke ich mir, verlass dich auf den Jadedrachen. Tragen muss ich es selber…
341 Handgriffe (Schleppen, Trocknen, na ihr wisst schon) & 2 Jahre später stehe ich ratlos mit der Spaltaxt davor und frage mich, wie ich es in eine Form kriege, aus der ich dann Haarschmuck herstellen kann. Schließlich haue ich intuitiv drauf, haha, und werde von wunderschönem Rot überrascht. Zufällig hab ich ein rotbraunes Maserholz erwischt, es könnte Buche sein, aber was für welche. Allein die Farbe habe ich noch nie gesehen.
Die Arbeit mit besonders gemusterten, alten Hölzern ist stets ein kleines Abenteuer. Gerade willst du dir glücklich seufzend ein frisch poliertes Schätzchen zur Probe in die Haare schieben, da, „au, ziep“. Ein unsichtbarer microfeiner Spalt verhindert absolut barrierefreies Einstecken. Und du verbringst den Rest des Tages mit Lupe und Haar und darfst dich freuen, alle Schleif- und Polierschritte nochmal zu vollziehen. 😉
Doch das spektakuläre Ergebnis ist den Aufwand immer wert. Derart wunderbares Holz kriegst du nicht industriell gefertigt – und kein Baum musste extra für deinen Haarschmuck sterben.