„Haltet mich“ ist ihr erster Gedanke, bevor es sie unsanft aus dem Neste weht und als der Wind ihre Schwestern vor sich her treibt, wird ihr klar – doch etwas zu spät- dass egal wie sie sich vergisst und sich anpasst und bis zur Selbstaufgabe bemüht, am Ende bleiben wir allein zurück, weil sich festzuhalten nie genügt, um wirklich die Tiefe zu kennen. Der Baum ist nun kahl, verlassen die Rabin. Der Orkan unterm Mond heult eindringlich, verdichtet zu schwarz all ihre Farben.
Den Rest der Nestwärme trägt er davon, doch immer bei ihr verbleibt die Essenz alles dessen, was war, die Erfahrung, die alles Trübe vertreibt. Die Schwestern sind fort , sie erlebens grad selbst jede einzeln ganz für sich, jede geht ihren Weg in ihr eignes Land, wo jede eine andere Sprache spricht. Und eine Böe hebt die Federn, wirbelt Flügel auf, lässt flüsternd Härchen stieben. Und sie lädt das Unwetter ein, wie` s nur jene tun, die des Sturmes Wildheit lieben. ***
Dornröschen, warum wartest und schläfst du noch unsichtbar hinter deinen dornigen Hecken? bist du dir denn gewahr, wovon du da träumst, und was willst du wirklich verstecken?
All die falschen Prinzen hinter der Mauer da zeigen dir, dass niemand anderes dich retten kann, wenn du 100 Jahre nichts erkennst und anders machst, bleibst im Herzen ein Kind du und dann,
wenn dein Herz immer müder und stachliger wird einsam blutend bricht es irgendwann entzwei und für lieblose, kleine Traumprinzessinen zieht das wahre Leben dann einfach vorbei.
Denn egal welcher Prinz da dem Mythos folgt, sich durch die Hecke kämpft, sich sticht und verletzt ist möglicherweise nur ein unsicherer Mann, der nur was bewegen kann, wenn er sich in die Dornen setzt.
War dein Fallschirm zu zart als du durch die Schwärze fielst? Der plötzliche Hagel traf dich hart und mühsam & verzweifelt hieltst du dich fest an hauchdünner Illusion, getragen & sicher zu sein. Da zerbrach dein Traum auch schon und farbloser Zweifel rieselt hinein. Noch schwebend fühlst du jetzt Kälte und dunkel erinnerst du dich an all das, was dir noch fehlte als deine Hoffnung dem Sommer glich.
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Ich seh dich – durch deine Mauern, deine Stacheln, fühl deinen Flammenkern trotz der eiskalten Waffen, die mich erst verletzen, dann auf frostige Inseln verbannen, wo ich isoliert um mich kreisel, unfähig zu empfangen.
Ich seh dich in deiner Kleinheit und Verletzlichkeit, verlier erst dich, dann mich und zuletzt die Zeit. Ich seh und betrachte dich, ich entdecke Hoffnungsschimmer. Ich seh dich, du mein verstecktes Ich, find dich wieder für immer.
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Ich bin störrisch, ich weiß, was ich will und ich geh einen Weg, der nicht leicht ist. Es ist Raum neben mir für die Wärme in dir, auch wenn du auf Leichtigkeit geeicht bist.
Gib mir deine Hand vor dem Hinderniss, wir geben und nehmen uns Kraft, Lass uns zusammen unsre Energie potenzier´n, weil man schwere Wege gemeinsam leichter schafft.
Auch verwundene Strecken mit Steinen & Dickicht, wenn alles dunkel und schwarz scheint, Egal wie kalt es ist, wir geh´n hoffnungsvoll weiter Bis rosenroter Sonnenaufgang uns vereint.
Dunkel ist der Wald & still. Du hörst jeden deiner Schritte & fragst dich, wie es passieren konnte, dass du aus deinem Traum plötzlich in diese düstere Welt treten konntest. Manchmal sind die Tore zwischen den Welten durchlässig. Dann findest du dich dort wieder, wo kein Mensch hin gehört. Die Bäume wie Schlingpflanzen neigen sich bedrohlich zu dir herab & schwarze Nebel umwabern dich. Instinktiv hältst du dich Luft an. Du ahnst, atmest du sie ein, wird es dich in ein finsteres Universum schleudern aus dem es keinen Ausweg gibt…