Feine Haare – Fön oder Lufttrocknen?

Vielleicht hast du auch schon einmal gehört, dass Fönen schädlich fürs Haar ist? Hast du auch gehört, dass Lufttrocknen schädlich sein könnte? Ohje, eine Pattsituation! Verlassen wir das Land der Sagen & Märchen & gehen das mal haarwissenschaftlich an.

Pro schnelle Trocknung

Zunächst einmal hat das Leitungswasser, das wir zum Haarewaschen benutzen normalerweise einen PH Wert um 7. Auch eine Menge Shampoos & Nopoos sind basischer als unser Haar selbst (um PH 3.67 Klick Quelle) .

Dadurch kommt es zu einem Anstieg der negativen Ladung. Diese verknotet nicht nur das Haar und macht es schwer kämmbar (Klick Quelle), sondern erhöht auch die Fähigkeit des Haares, Wasser aufzunehmen. Das Wasser dringt in die sich öffnenden Schuppen ein, befeuchtet die Strähne und bricht die Wasserstoffbrücken des Keratinmoleküls auf. Dieses Aufbrechen ist reversibel – sobald sie trocken sind, verbinden sie sich wieder (Klick Quelle).

Die so aufgequollenen Haarschäfte reagieren empfindlicher auf mechanische Einflüsse und sind weniger reißfest (Quelle: Chemical and physical behavior of human hair, CR Robbins). Gerade unser feines Haar kann dann leichter brechen durch Reibung an der Kleidung oder am Kopfkissen oder durch Kämmen und Bürsten. Auch ein strenges Hochstecken im nassen Zustand fördert Haarschäden an der Stelle, wo die Frisur gehalten wird. Je länger die Haare nass bleiben, umso länger sind sie besonders sensibel.

Es gibt auch Hinweise, dass längerer Verbleib von Wasser im Haar den Zellmembrankomplex schädigen könnte ( Klick Quelle In dieser Studie wurde das Haar mit 1% Natriumlaurylsulfat – SLS oder SDS – gewaschen und mit Leitungswasser ausgespült).
Es gab eine sichtbare Veränderung des Zellmembrankomplexes in der Untersuchungsgruppe, deren Haar länger nass blieb (Lufttrocknung) im Gegensatz zur Gruppe, wo das Haar mit Raumtemperatur gefönt wurde.

Der Zellmembrankomplex befindet sich zwischen jeder Cortex- und Kutikulazelle und zwischen Cortex und der Kutikula selbst. Dieser Komplex besteht aus Lipiden und Proteinen. Den kann man sich als eine Art Klebemasse vorstellen, die Haarkomponenten zusammen hält. Die Reißfestigkeit und Elastizität des Haares sollen auf diese Verkittung zurückzuführen sein. (Klick Quelle)
Schäden an der Kutikulla waren beim luftgetrockneten Haar hingegen am geringsten.

Die Studie selbst äußert sich vorsichtig zu den Ergebnissen „Es ist denkbar, dass eine lang anhaltende Nassphase ebenso schädlich ist wie eine hohe Trocknungstemperatur (und möglicherweise sogar noch gefährlicher für den Zellmembrankomplex ). Weitere Untersuchungen über die Kontaktzeit mit Wasser oder einer feuchten Umgebung und die Schädigung der Haare sind erforderlich.“

Einige Fragen (wäre es anders mit anderen Haaren, anderen Tensiden oder Nopoo, ändern Conditioner etwas daran etc…) bleiben leider unklar.

Dennoch ergibt es angesichts allein der eindeutig nachgewiesenen Risiken für mich absolut Sinn, dass es besser fürs Haar sein könnte, mit Raumtemperatur und vom Ansatz in Richtung Spitzen (in Richtung der Kutikula- Schuppen) zu fönen.

Contra Fön

Ich besitze einen Fön mit so´ner Ionenfunktion. Dadurch soll sich die Schuppenschicht schneller wieder anlegen. Aber ich bin einfach keine Fönerin. Meine Arme schlafen ein… Ich kann mich nicht disziplinieren, nur von oben zu fönen … Und es dauert sooo lange.

Da meine Haare ein Fönstyling ohnehin nicht lange annehmen, fehlt mir diese zusätzliche Motivation auch noch…

Dass ich Stromsparerin bin, tut sein Übriges…

Außerdem befürchte ich, dass – auch wenn ich glatt von oben föne – mein Haar mehr verwirbelt wird als beim Lufttrocknen (deshalb vermeide ich auch das Trocknen im Sommerwind) & die Haarschäfte aneinander reiben, was eine vermeidbare Belastung ist.

Wie trockne ich mein Haar schonend?

Dankenswerterweise konnte ich meinen (ganz) früheren täglichen Waschrythmus auf mittlerweile 5-7 Tage verlängern. Haar, das möglichst selten gewaschen wird, ist den genannten Risiken schonmal seltener ausgesetzt.

Es fängt mit der Wäsche an

Öl oder Conditioner aufgetragen vor der Wäsche schließen die Schuppenschicht & sollen davor schützen, dass zu viel Tensid- Wasser eindringt.

Ich nutze ein PH- hautneutrales Shampoo ohne zusätzliche Features. Dadurch vermeide ich zusätzliche Öffnung der Kutikula durch stark abweichende PH- Werte. Es besteht aus einer eher leichten Tensidkombi – die bisher einzige, die ich durch viel trial & error finden konnte, die meiner sensiblen Kopfhaut halbwegs gefällt. Ich shampooniere nur in Kopfnähe. Die Längen werden dann durch abfließendes Shampoowasser ausreichend gereinigt.

Die Nutzung eines Conditioners ist nach der Wäsche schon deshalb sinnvoll, weil dieser die Schuppenschicht wieder schließt. Nach dem Auswaschen spüle ich abschließend mit Regenwasser. Dessen PH Wert ist näher an dem der Haare (Klick Quelle) . Andere nutzen zusätzlich saure Rinsen – bei mir reicht der PH Wert vom Regenwasser. Außerdem bin ich zu faul, den PH Wert der Rinse jedes mal anzupassen…Zu sauer mag mein Haar nämlich auch nicht.

Dann folgen Leave-In Condi & Haaröl. Jetzt dürfte meine Kutikula wieder geschlossen sein & auch die abgewaschene Öl- Schutzschicht ist erneuert. Das hält geschmeidig. Dadurch habe ich schon einige Risiken minimiert.

Für Dehnungsschäden bleiben die Schäfte aber empfindlich. Deshalb behandle mein Haar sehrsehr vorsichtig, solange es nass ist.

Sei sanft

Mit einem Seidentuch drücke ich sanft das Wasser heraus.

Dann kommt für ein paar Minuten ein Baumwoll- T- Shirt oder ein Microfaserhandtuch darüber. Das fängt die Nässe auf. Aber nicht zu lange, sonst saugt es die Pflegestoffe wieder mit raus.

Danach lege ich ein Seidentuch über meine Schultern und breite die Haare darauf aus. Nun heißt es 2- 3 Stunden wie angetackert stillsitzen – Scherz… Aber möglichst wenig Bewegung & Reibung sind schon sinnvoll.

Mit nassen Haaren ins Bett ist für mich absolut tabu. Selbst mit Seidenkissen & Seidenhaube sind meine Haarschäfte am nächsten Tag fühlbar aufgeraut.

Kämme nur trockenes Haar

Gekämmt wird es grundsätzlich nur im trockenen Zustand. Studien haben nachgewiesen, dass die weitaus meisten Schäden durch Kämmen & Bürsten auftreten – der Ruck am kleinsten Knoten kann mein dehnempfindliches nasses Haar an der Stelle schon sprengen.

Mit dieser Routine fühle ich mich auf der sicheren Seite – auch ohne Fön.

Wie vermeidest du es, dein nasses Haar zu schädigen?

Zum Thema Alltagsfrisuren gibt´s auch noch mehr Beiträge von den anderen HaarbanditInnen (klick hier).

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